Geht nicht gibts nicht

Geht nicht gibts nicht

 

“Geht nicht, gibt`s nicht!” Das ist mein Motto.

Ich bin Uta Janbeck und das ist meine kleine Erfolgsgeschichte

Stolz, ich war so stolz auf mich. Ich hatte meinen Meister in der Hauswirtschaft erlangt.

Ich hatte schon gedacht, aus mir wird nie was… aber das war mir wohl nur suggeriert worden.

Ganz früh hatte ich eine Familie gegründet, mich voll darauf konzentriert. Ich war 18, schwanger und hab kurz vor dem Abi die Schule geschmissen. So etwas machte man 1980 nicht. Wer A sagt muss auch B sagen war meine Devise. Und dann richtig!

Eine große Familie mit 4 Kindern ist es geworden. Irgendwann bekam ich aber hautnah zu spüren, dass ich in Deutschland ohne Abschluss nichts wert bin. Also suchte ich, worauf ich gründen konnte.

Mit 40 waren mein Mann und ich dann auf dem Absprung aus der Kleinstadt bei Hamburg. Drei der Kinder waren bereits aus dem Haus und die vierte auf dem Abflug.

Zeit etwas Neues zu wagen.

Wir träumten von einem Leben auf dem Land und kauften 2002 einen verfallenen Hof an der Ostsee.

Ich fand sogar einen Weg, auf dem ich einen Berufsabschluss machen konnte. Meinen ersten.

Hauswirtschaft war das, was ich ja schon lange machte… also warum nicht dafür einen „Schein“ machen.

Einmal die Woche durfte ich raus aus meinen Baustellenklamotten und an der Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein in Rendsburg die Schulbank in einem zweijährigen Vorbereitungslehrgang zur Prüfung drücken.

Eine Bed&Breakfast Pension auf unserem Hof, das war mein Traum. So kam mir diese Ausbildung wie gerufen. Organisieren, anpacken, flexibel sein, mit ganz wenig Geld auskommen, das konnte ich gut. Das galt es jetzt zu professionalisieren.

Kaum bestanden, hängte ich meinen Meister dran.

Das war dann etwas schwieriger.

Pension und Café waren schon in Betrieb und so versuchte ich allein, zwischen Kuchenbacken und Bettenmachen, Betriebswirtschaft zu pauken.

Gut, dass meine Familie mir immer wieder unter die Arme griff. Beim Putzen oder im Service half, oder mal die Ausarbeitungen quer las.

Das Arbeitspensum und die schulischen Anforderungen waren enorm. Anfallende Arbeit organisiseren, mit Stoppuhr durch den Betrieb rennen, Laufdiagramme erstellen, Arbeitsabläufe analysieren. Krankheitsbildern und Ernährungspläne studieren und danach Speisepläne erstellen. Die wichtigsten DIN Normen lernen, Lichtverhältnisse bewerten, Räume in Kantinen planen…wer ist für was zuständig, wo finde ich was. Das war nur ein Teil von dem, was ich lernen sollte.

Herrjeh, ganz schön viel Stoff. Besonders „sauer“ wurde ich, wenn unser Architekt dann bei jedem Bisschen einen anderen Planer brauchte.

In der Endphase zog ich die Gardinen vom Büro zu, damit mich keiner sah, um meine große Projektarbeit zu schreiben. Aber: geht nicht gibt´s nicht!

47 und  ich war  Meisterin der Hauswirtschaft!

Über Leute, die mich fragen, warum ich mir das in meinem Alter angetan habe, muss ich nur lachen. Ich lerne gerne und jeden Tag und gebe Wissen gerne weiter. Ob an meine Kinder und Enkel, Schüler, Auszubildende oder Gäste… und immer ist mit einem Augenzwinkern die Hauswirtschaft dabei.

So wie bald, wenn wir mit den Schulkindern Kekse backen. Zwar gibt es einen von uns zubereiteten Teig, aber wir werden besprechen, auf was alles zu achten ist, die Kids müssen ihren Platz selber aufräumen und am Ende ihre Arbeit bewerten.

Vielleicht hilft das, das Augenmerk mal auf die „Hausarbeit“ zu lenken und die nötige Wertschätzung für all die anfallende Arbeiten zu erarbeiten.

Es ist ja die eine Sache immer schnell zu sagen: “ die Arbeit wird ja nicht gut bezahlt, deswegen will da keiner arbeiten“… wäre es vielleicht anders, wenn wir in der Gesellschaft Menschen, die Dienstleistungen erbringen vielleicht mehr achten?

„Wenn die wichtigste Person im Büro, die Putzfrau/Mann, streikt und wir im Müll in unseren Büros ersticken, kann keiner mehr arbeiten,“ ist ein sehr altes Zitat von einem weisen Mann, meinem Mann.

 

Aus einer einfachen Pension ist in den jetzt 17 Jahren Janbeck*s FAIRhaus geworden. Ein nachhaltiger Betrieb, schon immer. Seit 2018 klimapositiv und sogar zweimal mit dem FAIRWÄRTS Preis ausgezeichnet.

Im Moment bekommen wir noch mehr Aufmerksamkeit und Auszeichnungen.

Vom Green Brand bis zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Das ist eine schöne Belohnung für unsere über die vielen Jahre geleistete Arbeit.

Für mich, für meine Familie, fürs Team.

 

FAIRhaus, übrigens weil es bei uns:

fröhlich & fair

ambitioniert & anders

interessiert & inspirierend

regional & ressourcenschonend  zugeht.

 

Jetzt bin ich seit ein „paar“ Tagen 60, kann mittlerweile „Zahlen angucken“, brenne für Nachhaltigkeit und Hauswirtschaft, fahre gerne Rallyes mit meinem Elektroauto und … puzzle weiter an meinem nachhaltigen Betrieb… Jedes „Geht nicht“ spornt mich weiter an, eine Lösung zu finden.

Also:

Sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems!

Viele Grüße

Uta

 

 

 

 

Sieger beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Sieger beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Wahnsinn!

Wir sind Sieger beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Beherbergung mit Janbeck*s FAIRhaus !

…eigentlich wollte ich nur etwas Marketing machen … “ vielleicht wird ja jemand auf uns aufmerksam“, war der Gedanke …

 

Dann flatterte uns eine Nominierung ins Haus:

Sie sind nominiert für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Beherbergung, sagte die nette Stimme am Telefon.

Ungläubig prüfte ich, ob es die Telefonnummer auch gab. Man weiß ja nie … schließlich haben wir da schon ein paar sehr unangenehme Erfahrungen machen müssen.

Aber es war alles korrekt. Echt jetzt …ich war ziemlich verblüfft.

Irgendwann bekam ich alle Daten in einer mail.

Ich studierte meine Mitbewerber: Radisson, Mariott, Sandic, Motel One …gehörten dazu.

Ich war der  kleinste Betrieb von 10 Nominierten. Und der nördlichste. Verrückt.

Ein paar Tage hatte ich Zeit noch meinen Fragebogen nachzuarbeiten.

Dann gings wieder in die Jury.

 

Finalist. Wir sind Finalist.

Das gibts doch nicht: wir sind einer von drei nachhaltigen Betrieben, die im Finale sind.

Landgut Stober, Schwarzwaldpanorama…und wir.

Eine tolle Gesellschaft, auch wenn ich die beiden Betriebe nur von deren Internetseiten kenne. Gehört hatte ich schon öfters von beiden Betrieben.

 

Weitere Chancen hab ich mir nie im Leben ausgerechnet …aber es sollte anders kommen:

Halten Sie sich mal den Termin frei, stand in der mail.

Bitte??? Jetzt war ich komplett durcheinander. Na gut, es durften ja auch Finalisten zur großen Feier kommen.

Und dann …

Mitte Oktober dann die mail: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben sich in einem starken Bewerberfeld durchgesetzt!

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wirklich wahr???

Schrecklich war dann „dichtzuhalten“.

Immer wenn ich dann gefragt wurde, zu schweigen …mich nicht zu verraten … was für eine Herausforderung.

Und jetzt darf es endlich raus: 

Ja, wir sind mit Janbeck*s FAIRhaus Sieger im Bereich Beherbergung beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis.

100 Unternehmen aus 100 verschiedenen Branchen wurden gesucht, um ein großes Bild der Nachhaltigkeit zu gestalten.

Thema in unserer Branche war das Housekeeping, weil man da in Beherbergungsbetrieben am meisten fürs Klima bewirken kann.

Also füllte ich den Fragebogen mit dem, was wir hier machen:

Selbsterzeugte Energie durch Sonne, BHKWS und wassergeführte Kaminöfen waren die Basis für unseren ressourcenschonenden Betrieb auf einem traditionellen Hof. Alte Gebäude galt es als Bausubstanz zu bewahren, neue zu integrieren. Alle miteinander verbinden optisch wie auch technisch. Neue Techniken ständig prüfen und integrieren. Gäste in Führungen informieren und mitnehmen. Zeigen, was geht.

Das war meine Zusammenfassung.

Dann gings ins „Eingemachte“.

Zu jedem der Punkte von

Klimaschutz

  • beim Gebäude
  • Energieeffizienz
  • erneuerbare Energien
  • Mobilität und Reisen
  • Klimabilanz

über Biodiversität und nachhaltigen Lebensmittel

zu Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung.

Zu allen Punkten viel es mir leicht, 5 Maßnahmen anzugeben. Das mache ich ja öfters für meine Nachhaltigkeitspartner bei den Zertifizierungen und Nachweisen.

Wobei es immer alles einfache Maßnahmen sind, die wir machen. Die kann fast jeder nachmachen.

Man muss es nur machen …

Wir sind nicht

 die Nachhaltigsten,

 nicht die Besten,

wir konnten einfach die Jury überzeugen, dass wir gute Arbeit machen und vielleicht ein paar gute Ideen haben.

Und vielleicht können wir ja den Anstoß geben, mal den Gedanken von 150%, Perfektion und Bedenken wegzuschieben und lieber ins Handeln zu kommen.

Was wir klitze kleiner Betrieb können, können doch andere schon längst.

Und gerade im Zuge der riesigen Schäden des letzten Ostseehochwassers, was viele Bereiche hier vor Ort schwer getroffen hat: lasst uns die Ärmel hochkrempeln.

Auf einem zerstörten Planet kann man kaum ein Unternehmen führen.

Lasst uns unser aller Problem anpacken und Teil der Lösung sein.

 

Und wir …

Wir sind einfach überwältigt, freuen uns sehr und feiern jetzt erst mal.

Viele Grüße aus Janbeck*s FAIRhaus,

dem Sieger im Bereich Beherbergung beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Uta

Ein ganz besonderer Dank gilt Stephan, der uns mit der Technik immer wieder hilft, noch effizienter zu arbeiten,

Johanna und Kira,  die die Auszeichnung als gute Feen des Hauses zu 100% verdient haben und die nicht nur im Housekeeping, immer fröhlich mit anpacken,

meinen/unseren Kindern, ohne deren Mithilfe von der Kernsanierung zur Unterstützung im Café bis zu Dienstleistungen aus ihren eigenen Dienstleistungsbetrieben vieles nicht möglich gewesen wäre

und natürlich auch ein Dankeschön an alle Unterstützer, ob Familienangehörige, Freunde, Gäste, Netzwerkpartner oder Jurymitglieder … seht es mir bitte nach, falls ich hier jemanden vergessen habe zu erwähnen.

Und hier ist die digitale Ausgabe der Beilage mit noch mehr Infos zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis- DPN 16

Stürme

Stürme

Stürme

…und warum ich dann so nervös werde

Jedes Mal, wenn richtiger Sturm angesagt wird, macht, mich das echt nervös.

Ich werde dann einigermaßen unruhig und sehr nervös. Ich muss mich dann ablenken.

Und irgendwie sitz ich auch auf gepackten Koffern.

  • Wo sind die nötigsten Sachen? Sind alle Dokumente sicher verwahrt?
  • Ist die Sicherungskopie des Computers auf dem neusten Stand?
  • Wie ist der Stand der Hausbatterie? Ist die tragbare Batterie geladen? Ist für Notstrom an alles gedacht?
  • Ist trockenes Holz drin, damit wir, falls die Heizung ausfällt, alles mit Wärme versorgen können?
  • Sind die Hausgäste noch mal über den aktuellen Stand der Warnungen informiert?
  • Können wir die irgendwie ablenken und mit Spielen oder Büchern versorgen?
  • Sind die Tiere versorgt? Ist genug Futter für ein paar Tage da?
  • Lebensmittel sind ja bei uns genug da zur Not im Café …
  • Habe ich endlich den Notfallrucksack gepackt?

Immer wieder nehme ich mir das vor…

Erledigt habe ich es immer noch nicht:

Einen alten Rucksack mit ein paar alten Klamotten, ein paar Medikamente, Pflaster und Verbandszeug, Taschenlampen, Batterien, Ladekabel und Ladegerät, Wasserflasche etc. gefüllt und greifbar für den Notfall deponiert.

Ich fand das früher immer komisch, wenn man hörte, das alte Menschen auf ihrem gepackten Koffer saßen und so ein Unwetter abgewartet haben …

Heute weiß ich, warum …

Zweimal hat uns die Stürme schon erwischt. Es waren eher Orkane. Und wie sich beim letzten Mal herausstellte auch ein kleiner Tornado.

Ich weiß das noch wie heute. So was vergisst man nicht. Ich zumindest nicht:

Es war der 08. Januar 2005.

Wir hatten gerade die neuen Fenster eingebaut und unserem alten Reethaus wieder seine schönen Augen gegeben. Grün weiß, ganz traditionell mit Sprossen und dem Bogen im Oberlicht. Natürlich zwei geteilt und nach außen öffnend: Wenn man genau hinsieht, ist diese Aufteilung ein Christuskreuz. Diese alten Häuser sprechen eben mit dem aufmerksamen Betrachter.

Es dämmerte und los ging’s.

Als erstes hob der mühsam restaurierte Holzpavillion ab. Es war ein altes Erbstück von Stephans Oma. Den ganzen Sommer hatten wir neben unserer vielen anderen Aktionen die Farbe abgeschliffen, Holz ausgebessert und ihn wieder hübsch gemacht.

Nun flog ein Teil nach dem anderen durch die Gegend.

Ich rief Maike, die gerade bei uns zu der Zeit wohnte, herbei, um die Teile in Sicherheit zu bringen.

Im halbdunkel hörte ich es über mir klappern. Von der Scheune, in die wir die Teile legen wollten, war schon ein Blech an der Fassade weg, ein weiteres klapperte bedenklich rum.

Alles was ging, packten wir schnell ganz vorne in die Scheune. Wir wollten uns ja auch nicht gefährden.

Es wurde ja rasch dunkler.

Auf der anderen Seite der alten Linde waren Stephan und Caba dabei, die Tore zu sichern.

Wir hatten die alten, riesigen Scheunentoren, die wir aus den alten Gebäuden ausgebaut hatten, sauber übereinandergestapelt. In ein Gebäude passten sie wegen ihrer Größe kaum. Außerdem brauchten wir ja Platz zum Lagern von Sachen, die nicht nass werden durften.

Der Sturm ging unter die Tore. Er griff an und sie hoben immer wieder ab und fielen zurück.

Hoch, runter. Noch höher.

Mit allen Expandern und Tampen, die wir hatten, versuchten die Männer die Tore zusammen zu zurren.

Bingo. Nun gaben die Tore endlich Ruhe.

Ziege mit Zicklein

 

Die Tiere. Meine Ziegen. Ohjeh …

Die waren auf der Rückseite im alten Schweinestall …

Wir müssen die in Sicherheit bringen …

Es raste nur so in meinem Kopf …

Was tun …was zuerst …

Ich rannte schnell zum Nachbarn gegenüber.

„Jakob, können wir die Tiere bei dir unterstellen …?“

Jakob war der Dorfälteste und immer hilfsbereit. Bei ihm standen auch ein paar Pferde aus der Nachbarschaft unter. Vielleicht hatte er Platz.

„Das können wir wohl machen.“

Ich rannte zurück.

Die Ziegen dann rüberzubekommen war eine andere Sache. Die waren ja total verängstigt.

Wir nahmen Maikes Polo, packten etwas Stroh in den Kofferraum und hoben dann mit vereinten Kräften Operette und ihre Jungen hinein. Operette war eine klassische weiße deutsche Edelziege. Also nicht unbedingt leicht. Zudem wollte sie natürlich nicht so wie wir wollten.

Es klapperte überall. Steine flogen rum. In der Dunkelheit keine wirklich gute Situation, die wir mit unserem Vorhaben hatten.

Operette hatte eine ganz besondere Geschichte, aber das ist eine andere Geschichte.

Jakob hatte schon eine kleine Box für die Ziegen bei sich im Stall gebaut.

Nun waren sie in Sicherheit.

Mittlerweile war es stockduster, was den Sturm nicht sympathischer machte.

Man sah nix mehr. Beleuchtung hatten wir ja noch nicht auf dem Hof. Wir waren ja in der Bauphase.

Die Kieselsteine vom Hofplatz flogen senkrecht gegen die Fenster.

Die neuen Fenster…

Bitte mach, dass diese Nacht schnell zu Ende geht.

Überall klapperte es. Der Sturm pfiff ums Haus.

Noch waren das ja ungewohnte Geräusche für uns.

Schließlich waren wir Städter, die gerade mitten dabei waren, ihren Hof komplett zu sanieren.

Eine Riesenbaustelle, auf der sowieso schon überall Gefahren lauerten.

Einer solchen Situation waren wir jetzt ziemlich ausgeliefert.

Mit Reden und uns gegenseitig Mut zusprechen verbrachten wir die Nacht.

Am anderen Morgen war dann das ganze Desaster zu sehen.

Der Wind hatte sich Luft gemacht. Er war vorne in die Scheune reingegangen und konnte ja hinten nicht raus. Wir hatten in der Bauanfangsphase alles, was irgendwie drohte runter zu fallen und zur Gefahr zu werden, festgeschraubt. So eben auch die Heubodentore, die auf „halb acht“ hingen.

So suchte sich der Wind sein Ventil und hob im Dach ein paar Platten ab.

Was wir erst auf den zweiten Blick sahen: Der Wind war so mächtig, dass er den Dachstuhl der uralten Scheune in Bewegung gesetzt hatte. Der Ringbalken guckte jetzt ein gutes Stück über die Mauer.

Der Sturm war ein Orkan, hieß Erwin und hatte eine Stärke von 192 km/h.

Die Stürme kamen und gingen.

Ein paar Jahre hatten wir Ruhe bis uns 2013 dann der zweite Sturm erwischte.

Auch das erinner ich noch wie heute. Es war der 28.10.2013. Diesmal war es der  Orkan Christian.

Ich hatte im Café eine große Gesellschaft. Aus dem ganzen Kreis wollten Ausbilder der Hauswirtschaft bei uns tagen. Alles war vorbereitet.

Es gab eine Sturmwarnung.

Komisch, dachte ich mittags, es bewegt sich kein Blatt und wir sollen Sturm bekommen.

Dennoch war ich in Alarmbereitschaft.

Die ersten Äste flogen aus dem Baum. Gerade als ich dabei war, welche vom Weg aufzulesen, kamen Gäste.

Gehören Sie zu der Gruppe? Fragte ich.

Nein, wir sind nur Touristen.

Okay. Wir bekommen Sturm.

Sollen wir wieder gehen? Sie sehen gar nicht gut aus.

Scheinbar wechselte ich die Gesichtsfarbe von weiß auf grün.

Nein. Bleiben Sie nur, Sie sind eine gute Ablenkung.

Die Gäste genossen ihren Kuchen und den heißen Tee.

Beim Abschied riet ich Ihnen noch, sich in Sicherheit zu bringen, denn mittlerweile hatte der Wind ordentlich zugelegt.

Die ersten Ausbilderinnen kamen.

Völlig verwirrt. Ihnen war ein Gewächshaus auf der Straße entgegengekommen. Einen Augenblick später ging das Telefon.

Es wäre kein Durchkommen. Hinter ihnen und vor ihnen lagen die Bäume auf der Straße.

Es war eine chaotische Stimmung.

Jemand aus der Gruppe kam und sagte: Frau Janbeck, ihr Dach von der Scheune hebt ab.

Ich schaute raus und sah, wie die Bleche der Nordscheune hochkamen. Richtig hoch.

Was soll ich tun? Fragte ich. Bringen Sie sich in Sicherheit. Wir können nur warten, bis der Sturm sich gelegt hat.

Wieder kam der Sturm aus Westen und drückte voll auf den Giebel der Nordscheune.

Die nennen wir nur so, um den Gebäuden Namen zu geben. Zur Orientierung.

Mittlerweile war die ehemalige Scheuen ja ausgebaut zu Büro und Apartment (Kuhstall).

Jetzt sah ich die Dachplatten von der Scheune hochklappen. Nicht eine, viele.

Im Café hatten wir den Ofen angemacht und saßen zu acht um den großen Tisch.

Wie früher.

Völlig fremde Menschen.

Wir beruhigten uns gegenseitig und sprachen uns Mut zu.

Wir erzählten uns Geschichten.

Und wir aßen gemeinsam den Kuchen, den ich vorbereitet hatte und tranken Kaffee dazu.

Schließlich sollte der Tag noch lang werden.

Ich glaube, es war so 18 h als die ersten unruhig wurden und aufbrachen.

Der Wind draußen hatte sich etwas gelegt.

Am nächsten Tag zeigte unsere Bestandsaufnahme dann die ganzen unfassbaren Schäden.

Über dem Apartment Kuhstall fehlte das ganze Dach.

80 qm neues Blechdach lagen mitsamt den Balken dran hinten auf unserem Gelände.

Teilweise 10 cm in den Boden gerammt.

Wie gut, dass niemand zu Schaden gekommen ist.

Die Linde hatte etliche ihrer dicken Äste verloren. Wie schade. Ausgerechnet die, die ihr so eine schöne Struktur gaben. Auch der Ast, an dem wir die schöne Lichterkette zur Beleuchtung des Weges zum Café hängen hatten, war unter dem Druck des Windes abgebrochen.

Also los: sichern, was zu sichern ist und versuchen Handwerker zu bekommen.

Als erstes nahm Stephan sich dem Durcheinander aus Ästen an.

Schließlich hatten wir noch Hausgäste.

Die Dame, die den Kuhstall bewohnte, hatte ich ziemlich überreden müssen in das Doppelzimmer einzuziehen. Auch wenns nur für die eine Nacht war, bestand ich drauf.

Nun war ja ihr Abreisetag und sie musste ja irgendwie durch …

Dachdecker zu bekommen, zeigte sich als Herausforderung: Unser Haus und Hof Dachdecker hatte selber ein offenes Dach, war aber mit der Feuerwehr dabei, anderen Menschen zu helfen und Bäume wegzuräumen.

Der nächste Betrieb hatte nicht die richtigen Gerätschaften.

Man muss sich vorstellen: Der Dachstuhl ist im OG noch mal 8 Meter hoch und dort oben gab es nichts, woran man sich festhalten oder irgendeine Plane befestigen konnte. Alle Balken und Sparren waren weg.

Wir versuchten den Kuhstall zu schützen, wie es nur ging.

Oben drüber deckten wir den Boden der Scheune mit Planen aus. Stephan baute es so figgelinsch, dass das Regenwasser, was vom Himmel kam, mit Gefälle in eine Richtung lief.

Puh, ich weiß nicht, wie viele Eimer wir da zusammengeschaufelt und nach draußen transportiert haben. Aber Wasser sucht sich eben seinen Weg und kam dann nach ein paar Tagen eben doch im Kuhstall an. Kein Wunder, es regnete ja in einer Tour.

Tja, so fiel unser Jahresurlaub von 7 Tagen buchstäblich ins Wasser. Wer fährt schon in den Urlaub mit nem Loch im Dach?

Im Kuhstall selber hatten wir alles ausgeräumt.

Achtung, dachte ich bei den Vorüberlegungen:

  1. Wenn Wasser ins Büro eindringt, wohin können wir mit unserer Büroinfrastruktur umziehen?
  2. Wo können wir arbeiten?
  3. Wo gibt es Internetanschlüsse?
  4. Wo ist Platz?

Also nicht den Abstellraum beim Café mit allem zu bauen. Dahin können wir mit dem Büro hin ausweichen, falls dort auch noch Wasser eindringen sollte.

Die großen Schränke stellten wir in unsere private Diele (wo sie bis kurz vor Weihnachten blieben), den ganzen Kleinkram verstauten wir systematisch in der nicht benutzten Auszubildenden Wohnung.

Irgendwann kam ein Sachverständiger von der Versicherung, der ziemlich überrascht war, dass wir noch Plane im Baumarkt gefunden hatten, denn mittlerweile gab es so viele Schäden, dass keiner mit der Arbeit nachkam. Weder die Dachdecker, Versicherungsleute noch sonst wer.

Endlich fanden wir auch eine Dachdeckerfirma, die sich unseres Schadens annahm.

Hilflos standen die beiden älteren Dachdecker der Firma da: „Wo sollen wir denn da was festmachen? Wie kommen wir denn da hoch?

Wir stellten alles zur Verfügung, was wir hatten. Dazu gehörte auch ein schweres Baugerüst, dass man über zwei Etagen aufbauen konnte.

Irgendwann klappte es dann. Irgendwann hatten wir auch das richtige Blech oben auf dem Dach liegen-, erst war es in der falschen Farbe rauf aufs Dach transportiert worden. Von den Wartezeiten für die Bestellungen will ich mal gar nicht reden.

Wenn Murphy zuschlägt, dann eben richtig.

In der Zwischenzeit erwischte uns ein weiterer Sturm, der dann metallene Gerüstbohlen aus dem Gerüst riss und aufs nächste Dach beförderte.

Der nächste Schaden also. Diesmal hieß der Übeltäter Xaver.

Ich will jetzt gar nicht ausführen, was wir alles mit den Handwerkern erlebt haben.

Irgendwann hatten die Versicherungen jedenfalls gemerkt, was hier und auf anderen Baustellen abging.

Was daraus geworden ist …keine Ahnung.

Es ist eben nicht nur der Sachschaden. Die Erlebnisse mit den Versicherungen und Handwerkern könnten ein kleines Buch füllen.

Es ist eben auch Vertrauen, was da verspielt wird.

Und dann frage ich mich, wie es wohl in Zukunft werden soll.

Wenn niemand mehr aufs Dach gehen kann, weil er zu alt ist oder niemand mehr Lust hat, einen Handwerksberuf zu erlernen?

Wie wird es, wenn sich die Schäden häufen, weil es immer mehr Stürme und Starkregen gibt?

Wie lange können wir alle die Versicherungen noch bezahlen?

Was, wenn man ohne Versicherungen und Handwerker mit so einem Schaden dasteht?

Wann kapieren die Menschen eigentlich, was da mit dem Klimawandel auf uns zukommt?

Sie stecken mir eben in den Knochen, diese beiden Stürme.

Kein Wunder also, wenn ich nervös werde, oder?

Und während ich so schreibe, tobt der Sturm ums Haus, es pfeift durch Ritzen unseres alten Hauses und ich versuche mich zu beruhigen:

Diesmal sind es nur 110 km/h. Im Moment nur 96 km/h.

Bei den beiden anderen waren es um die 190 km/h.

Mittlerweile gibt es Nachrichten, dass Deiche in Arnis, Hasselberg und Schönhagen gebrochen sind. Unvorstelbar.

Der Regen peitscht jetzt richtig an die Fenster hinter mir.

Die Hausgäste sind wohlbehalten zu „Hause“.

Es wird noch eine anstrengende Nacht. Schlafen kann ich eh noch nicht.

Gut, dass ich den Blogbeitrag  noch fertig machen muss.

Ich danke allen Helfern da draußen, die sich jetzt in der Nacht um umgestürzte Bäume und Menschen kümmern.

Auch das wirft Fragen auf: werden in Zukunft immer genug Helfer da sein?

Trink Tee, lies ein Buch oder pack endlich deinen Notfallrucksack, denke ich mir.

Es hilft ja nix.

Ich muss abwarten bis morgen, wenn sich alles beruhigt hat und hoffen, dass zu den beiden Stürmen (Xaver hab ich jetzt mal nicht mitgezählt) nicht noch ein dritter kommt, der uns erwischt.

Kommt gut durch die Nacht

Uta

Update- 21.102023- 9.40h

Bei uns ist nichts passiert. Einige Minuten Stromausfall, den wir durch eine eigene Notstromversorgung ausgleichen konnten und ein paar runtergefallene Äste. Alle Bäume stehen noch. Wind hat nachgelassen. Kein Regen mehr.

Etliche Deiche sind über viele Kilometer gebrochen und die Helfer evakuieren Mensch und Tier.

Ehrenamtliche Helfer von Feuerwehr, Katastrophenschutz etc. haben sich die Nacht bei dem Sturm um die Ohren geschlagen um anderen zu helfen- Danke dafür!!! Am wenigsten können die jetzt noch Schaulustige gebrauchen. Wer helfen will schaut in die Social Media wo schon „Hilfsportale“ eingerichtet werden.

 

Update nach einer Woche:

Die Katastrophenschützer aus Schleswig Holstein haben die Deiche zum großen Teil notdürftig repariert und sind abgezogen. Nun hoffen wir hier, dass sie den nächsten Stürmen Stand halten. Hilfskonten für die Menschen sind gebildet, weil die Schäden, da Hochwasser, nicht versichert sind. Viele konnten immer noch nicht in ihre Häuser.

Die Geltinger Birk ist zu großen Teilen voll gelaufen. Dort hat man jetzt den Bruch vergrößert und hofft, dass das Wasser besser abfließen kann.

Wieder mal zeigt sich: es gibt ein Kompetenzgerangel. Wer ist eigentlich zuständig die Küste an der Ostsee zu schützen…? Und hätte man nicht schon viel früher Deiche verbessern müssen?

Es scheint uns in jeder Hinsicht noch lange zu beschäftigen diese Sturmflut.

 

Update am 22.12.2023:

Die Sturmschäden vom Oktober 2023 sind jetzt 2 Monate her und noch deutlich sichtbar.

Gestern Abend kam der nächste Strurm mit über 105 km/h. Zoran mit Wind aus Nord West hat an uns gerüttelt.

Es ist bei uns nix kaputt gegangen. Wir werden es üben müssen, es als Normalität zu sehen.

 

 

 

 

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Marketing, und wie?

Marketing, und wie?

 Marketing, und wie?

Ja, wie macht man denn Marketing, wenn man wenig bis gar kein Geld dafür hat?

Wer nicht wirbt, der stirbt …sagt man.

Anzeigen habe ich über die Jahre schon reichlich geschaltet. Gebracht hat es selten etwas. Teuer wars meistens.

Und nun? Guter Rat war teuer.

Na ja, dachte ich, ich probier das jetzt mal anders mit dem Marketing.

Ich suche die Herausforderung und versuchs einfach.

Was hab ich denn zu verlieren?

Nuscht“, hätte meine Omi jetzt in ihrem ostpreußischen Dialekt gesagt.

Stimmt. Rein gar nix.

Wie gut, dass ich vor langer Zeit einen Klassenlehrer hatte. Sein Spruch bei Vorträgen, die wir halten mußten war immer: 

Jeder blamiert sich so gut wie er kann!

Das half und hilft, alles zu relativieren.

Ich mach jetzt mal Marketing mit Preisen …na, ja, eher mit dem Bewerben um einen Preis. Mal sehen, vielleicht wird ja jemand aufmerksam auf uns.

Also gut, schauen wir mal, was es denn für Preise im nachhaltigen Bereich so gibt.

Da gibt es eine Menge und man muß sich schon gut damit auseinandersetzen, welcher Preis gut zu unserem Betrieb passen könnte.

Ich war schön öfters und auch in diesem Jahr von einigen Institutionen angeschrieben worden und einige Wettbewerbe waren mir empfohlen worden.

  • Da gibt es zum Beispiel den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
  • Den ADAC Tourismuspreis Schleswig Holsteins
  • Den Nachhaltigkeitspreis Schleswig Holsteins, der alle 2 Jahre ausgelobt wird. Den haben wir schon in 2017 bekommen.
  • Den Projekt N- Wettbewerb der RENN – Regionalen Netzwerkstellen Nachhaltigkeit

Das wars dann auch schon, was ich für passend finde.

Okay.

Angefangen die Wettbewerbsunterlagen zu studieren hab ich mit dem Projekt N der RENN.

Das erschien mir mit meinem Ansatz, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in den Alltag meiner Gäste zu transportieren, ziemlich logisch. Hier sind die Mitbewerber eher Vereine und Institutionen aus dem nachhaltigen Bereich.

Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis hat mich besonders das neue Verfahren gereizt, mit dem man bewertet wurde: 

Nach der Registrierung bearbeitet man den Fragebogen. Zu welcher Branche gehört man, das war noch einfach. 

Dann kamen diverse Fragen zum Thema Klima, welche in unserer Branche und im Bereich des Housekeepings am meisten Einfluss haben kann. Es gab verschiedene Punkte, zu denen man bis zu 5 Maßnahmen, die man im Betrieb umsetzt, angeben konnte.

Puh, gar nicht so einfach. Was läßt man weg? Womit kann man punkten? Schwierig, weil man ja auch seine Mitbewerber nicht kennt und schon gar nicht einschätzen kann.

Fertig bearbeitet. Abgeschickt.

Und nun kam für mich das Spannende:

KI hat geholfen, das, was ich in den Bearbeitungsunterlagen angegeben hatte, zu überprüfen. Es wurde im Netz gesucht, ob das, was ich da geschrieben hatte, irgendwo belegbar war. Ich kann das vielleicht nicht so gut erklären. Verständlicher steht es hier.

Erst danach gingen die Unterlagen in eine fachkundige Jury.

Und dann kam für mich das Unfassbare:

Wir gehören beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis zu den 10 nominierten Betrieben im Bereich Beherbergung.

Warum so unfassbar? 

Na ja, erst mal waren wir unter den 10 aus etlichen Bewerbern …

Unter den 10 Nominierten waren auch Giganten wie Radisson, Mariott, Scandic, Motel One.

Wir dagegen sind nur ein ganz kleiner Familienbetrieb. Klitzeklein. Ein Zwerg …

Aber: Wir sind bzw. waren nominiert! (erklär ich weiter unten)

Tja, und dann war da noch der ADAC Tourismuspreis.

Das war viel komplizierter …oder sagen wir, die Hürde lag für mich höher.

Statt Formularen oder Bewerbungsunterlagen auszufüllen, sollte man ein 3- minütiges Video einreichen.

Achherjeh!

Ich dreh wohl kleine Videos mir dem Handy für´s Marketing bei Instagram. Ich  habe auch schon bei einem echt guten Kurs dazu mitgemacht ….Aber das jetzt …schließlich bewerben sich dort auch immer größere Organisationen mit viel mehr Know How, Equipment und von der manpower mal abgesehen.

Da kam ich so richtig ins Schleudern.

Mein Mut war sozusagen „im Eimer“.

Grad in dem Moment hatten wir Besuch von Freunden.

  • Ich erwähnte das und meine Freundin sprang gleich drauf an: „Super, das machst du. Wann ist denn Bewerbungsschluss?“ 
  • Und ich antwortete kleinlaut: „heute.“
  • Na und?“ Fragte sie. 
  • Na, ich überleg grad, wieso ich auf die verrückte Idee komme, mich dort zu bewerben …“
  • Ach Quatsch“ wir machen das jetzt.
  • Sie lies keinen Widerspruch gelten.
  • Und schon gings los:
  • Etwas gestylt, Handy raus, Platz gesucht, Dreh kurz durchgesprochen.
  • Na, es hat etwas gedauert.
  • Mal hatte ich was vergessen oder mich verhaspelt.
  • Dann kam ein Trecker. Im nächsten Moment eine Wolke.
  • Dann liefen die Hühner durchs Bild und wir mußten lachen.
  • Also ehrlich, ich weiß nicht, was einfacher ist: Fragen beantworten oder son Dreh.
  • Dann war alles „im Kasten“…aber etwas zu lang.
  • Das schickst du jetzt so ab, wenns nicht passt, werden sie sich schon melden“.
  • Das taten sie dann auch. Etwas nachgeschnitten. Fertig und ab damit.

Und dann kam auch hier die Nachricht: Ich bin mit Janbeck*s FAIRhaus nominiert.

Einer von 10 Nominierten für den ADAC Tourismuspreis Schleswig Holstein .

Schon ein schönes Gefühl, so viel Bestätigung für die geleistete Arbeit zu bekommen.

Das, was wir hier so machen, ist eben nicht so „normal“, wie ich mir das immer wünsche.

Anerkennung gehört denen, die das Ganze tragen: meinen beiden Mitarbeiterinnen, die fröhlich Gäste bewirten, leckere Überraschungen auf den Tisch bringen und für die Wohlfühlatmosphäre kompetent sorgen. Hauswirtschafterinnen mit Herz und Seele eben.

Alles hier wäre nichts ohne das technisch ausgeklügelte System dahinter. Von der Wasseraufbereitung, der Energieerzeugung oder der Wärmeversorgung um nur einiges zu nennen.

Wenn wir da nicht so früh eingestiegen wären – nämlich vor 20 Jahren schon -, dann würden wir jetzt ganz anders dastehen.

Und dafür bin ich meinem Mann Stephan sehr dankbar. Alles selbst angelesen und ewig neue Techniken studiert, um das dann hier auszutesten.

Die Hauptmotivation bei der Bewerbung um die Preise ist aber zu zeigen, was im Kleinen geht, andere zu motivieren, es uns nachzutun. Natürlich auch etwas Aufmerksamkeit für den Betrieb zu bekommen, damit uns potentielle Gäste schneller finden. Manche wissen ja gar nicht, dass es solche oder ähnliche Betrieb wie uns überhaupt gibt und suchen immer noch bei den durchaus zweifelhaften Portalen. Das sollte man doch ändern können.

Im Moment ist der Stand folgender:

Beim Projekt Nachhaltigkeit haben wir´s nicht geschafft.

Beim ADAC Tourismuspreis Schleswig Holsteins haben andere gewonnen. Aber wir freuen uns mit der OstseefjordSchlei GmbH zum dritten Platz für „die Grenzen des Wachstums“, einer kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen von zu viel Tourismus für unsere Region in Corona Zeiten und Ansätzen für Verbesserungen und Lösungen zur Besucherlenkung. 

Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis sind wir nicht mehr nominiert …

Nachdem ich den Bearbeitungsbogen nochmal nachbessern konnte, ging er wieder in eine Jurysitzung. 

Und jetzt:

Wir sind im FINALE beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis!

Wir sind Finalist beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis!

Ist das zu fassen ? ? ?

Einer von drei Beherbergungsbetrieben.

Ein Zwerg bei den nachhaltigen Giganten.

Ein Minibetrieb aus dem Hohen Norden.

Ein tolles Gefühl.

Ende Oktober werden wir mehr wissen.

Wir sind mächtig gespannt!

Allen Nominierten gratulieren wir, weil ja alle irgendwie mithelfen, eine enkeltaugliche Welt zu hinterlassen.

Viele Grüße und bis bald,

Uta aus Janbeck*s FAIRhaus

Greenwashing- und nun?

Greenwashing- und nun?

Greenwashing- und nun?

“ Die nächsten zwei bis drei Jahre werden schrecklich für alle echt nachhaltigen Betriebe“, meinte Franziska (Beraterin für nachhaltige Betriebe) zu mir. Das war mir von unserer Unterhaltung vor zwei Jahren noch immer im Ohr.

Recht hatte sie behalten.

Kommt euch das auch so vor: Heutzutage ist „jeder“ nachhaltig. Jeder hat ein klimafreundliches Produkt oder tut so viel für die Umwelt. Bei näherem hingucken sieht das öfters leider etwas anders aus. Privat ist das ja schon so ne Sache, aber geschäftlich?

Wie kann es sein, dass man als Betreiber einer Firma nachhaltig agiert, aber es dann bei Firmenfeiern oder Geschäftsreisen so gar keine Rolle mehr spielt? Gilt es nicht auch Werte zu leben? Wo fängt Greenwashing an?

Es kommt, wie es kommen musste: Eine Regel muss her, damit Greenwashing eingedämmt wird.

Schnell hatten ja findige Marketingleute heraus, dass da gerade ein Megatrend ist, der sich gut nutzen lässt.
Zum Leidwesen eben derer, die sich schon lange für die Umwelt einsetzen und derer, die als Konsument allmählich überhaupt keinen Durchblick mehr haben in dem ganzen nachhaltigen Dschungel da draußen.

Also wurde zum Schutz der Verbraucher eine EU Klage angestrebt, die das nun regeln soll.
Nur wer wissenschaftlich belegen kann, dass sein Produkt klimafreundlich ist, soll den Begriff auch nutzen dürfen. Und noch viele andere.
Dazu wurde am 23. März 2023 von der EU-Kommission ein Richtlinienvorschlag veröffentlicht.

Alle Unternehmen sollen in die Pflicht genommen werden. Kreative Beschreibungen nicht mehr möglich sein. Wer für die Umwelt Gutes tut, muss das wissenschaftlich belegen können. Diese Richtlinie muss erst noch die EU-Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, bevor sie in nationales Recht umgewandelt wird. Die EU-Mitgliedsstaaten haben dann 18 Monate Zeit, sie in dass jeweilige Landesrecht zu integrieren und dann noch mal 6 Monate bevor sie wirksam werden.

Mit anderen Worten in den nächsten 24 Monaten wird sich viel tun….

 

Auf Zeit.de findet man dazu eine Serie und ein Interview mit Steffi Lemke

https://www.zeit.de/green/2023-05/steffi-lemke-greenwashing-co2-verbraucher-nachhaltigkeit

Ich bin gespannt, ob man das als Verbraucher merkt. Oder werden jetzt noch schnell alle Register gezogen, um alles als nachhaltig und umweltfreundlich zu verkaufen, was geht?

Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern sollen übrigens ausgenommen sein von der Richtlinie.
Was bedeutet das denn nun?
Mich würde das also nicht treffen? Keine Überprüfung? Keine Richtlinie, die gilt?
Einerseits ja gut. Noch ein Zertifikat mit all den Nachweisen und Kosten kann ich mir sowieso nicht leisten.

Andererseits frage ich mich, ob der Kunde da dann noch durchblickt.

In Anbetracht dieser verwirrenden Situation hilft aus meiner Sicht nur Transparenz.

Deswegen habe ich so viel auf unserer Homepage erklärt. Entgegen der schlauen Fachleute, die meinten, es darf nur wenig Text auf der Internetseite sein, weil Menschen nicht so viel lesen. Ich behaupte, dass man nachhaltige Produkte erklären muss. Die einen wollen es ein bisschen wissen, die anderen ganz genau, was mein Produkt ist.

Alle Probanden haben laut einer Untersuchung übrigens die Aufmerksamkeit eines Guppys von wenigen Sekunden.
Na herzlichen Glückwunsch.
Ich möchte das nicht glauben und mute meinen Lesern Text und Informationen zu. Deshalb schreibe ich auch diesen Blog. Nur so kann ich erklären, was wir machen. Wem das zu viel ist, der überliest es einfach.

Wie gut, dass ich da meine Mindmap habe.

Irgendwann hatte es mich so sehr genervt, dass unser Betrieb immer nur auf Elektromobilität und Energie „runtergestuft“ wurde. Da habe ich mich mal hingesetzt und mithilfe einer Mindmap alles aufgeschrieben, was wir so machen. Irgendwo habe ich angefangen. Bei Ökologie hin zu Netzwerken und Energie. Das war erst mal am einfachsten. Dann bin ich weiter gegangen ….
An die 300 Massnahmen sind dabei rausgekommen, die wir hier umsetzen. Kleine und große. Vom Briefmarkensammeln, den ganzen Ehrenämtern bis zum Wasser sparen.
Sieht schon cool aus, wenn man dann die gesammelte Landkarte sieht.
Das macht auch ein bisschen stolz. Und wie hilfreich das ist. Sooo viele Themen, die da drin stecken, die man im Blog beschreiben kann ….oder die man auch anders darstellen kann.

Da war es wieder: Wie bekomme ich das, was wir machen, an die Gäste kommuniziert.

Und vor allem so kommuniziert, dass es nicht nervt.
Mein Ansatz ist ja immer, möglichst viele Menschen mit „meinem Bazillus der Nachhaltigkeit“ anzustecken.
Ein paarmal haben mir da schon Studenten von der Hochschule für Wirtschaft und Recht zum Thema Kommunikation geholfen. Dabei kamen dann unter anderem so coole Sachen raus wie die QR Codes, die ich in den Wohnungen „versteckt“ haben. Über die bekommen die Gäste bei uns mehr Informationen über das, was wir hier machen.

Es kommt ja, wie es soll.

Im Jahr 2022 initiierte das Tourismuscluster SH einen Kurs zum Thema Tourismus Netzwerk 2.0, bei dem Betriebe auch Beratungsleistungen gratis angeboten bekamen. Es gab eine Info Veranstaltung und schnell war da wieder das:
„Ihr seid ja schon so weit im Thema Nachhaltigkeit, Ihr könnt das schon …“ Hm, na, das lasse ich ja nicht gelten.

Erstens ist Nachhaltigkeit für mich ein Prozess und wir wollen nicht auf der Stelle stehen bleiben, sondern uns weiter entwickeln.

Zweitens hab ich noch Bedarf eben in der nachhaltigen Kommunikation.
Wie bekomme ich denn nun meine 300 Maßnahmen an die Gäste kommuniziert? Hilfe, ich hab ein Brett vor dem Kopf und komme nicht weiter.
Es gab ein paar Brainstormings, ein paar gute Vorschläge… ich hätte ja gerne ein riesiges Bild dieser Mindmap im Treppenhaus. Das haben wir aber aus Sorge um unsere Gäste verworfen.

…und dann kam mir die Idee von einem Kartenspiel.

Ein Kartenspiel, dass jeder spielen kann. Ob alt oder jung. Ob im Thema nachhaltig bewandert oder nicht.
Einfach gehalten. Niederschwellig. Neugierig machend. Ansteckend.
So sollte es sein.

Herausgekommen ist eine Art Quartett, dass man auf unterschiedliche Weise spielen kann.
Unsere Maßnahmen. Dargestellt mit unseren Bildern. Fragen dazu, die natürlich mit meinen Worten formuliert sind.

Man kann nur Symbole sammeln oder Farben oder die SDGs. Oder Fragen beantworten.

Antworten, die auch manchmal offenbleiben um den Spieler anzuregen, sich Gedanken zu machen, gibt es auch.
Immer integriert die SDGs- 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Ein QRCode, der das Thema bei uns vertieft, führt dann zu mehr Hintergrundinformation auf unsere Homepage oder den Blog.
Dieses Quartett liegt dann in den Quartieren und soll neugierig machen.
Wer es nicht spielen mag, kann es ja auch nur mal anschauen.

Ich nenne es übrigens Janbeck*s Puzzle der Nachhaltigkeit.

Kartenspiel

Das Kartenspiel ist ja nur ein kleiner Baustein in unserem Puzzle. Wir sammeln ständig neue Ideen für ein nachhaltiges Leben. Immer weiter, weil Nachhaltigkeit für uns ein Prozess ist. Ich stell mir das als großes Puzzle vor, wo es keinen festen Rand gibt und man von außen immer etwas ranpuzzeln kann. So was gabs in den 80ern glaub ich mal.

Am Ende wissen wir nicht, wie unser Bild der Nachhaltigkeit aussehen wird.

Ist doch spannend. Keiner von uns weiß ja auch, was in den nächsten Jahren noch tolles entwickelt wird, was wir dann vielleicht auch einbauen werden.

Beim Kartenspiel war schon gleich meine Idee, die Karten ähnlich wie bei Pinterest zu gestalten. Was lag dann näher, als es noch weiter auszubauen.
Wer es nicht bei uns im Urlaub anschauen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, die ganzen Maßnahmen auf einer extra Homepage anzuschauen… und zu „klauen“.
Ich will ja möglichst viele Menschen anstecken und zum Nachmachen inspirieren.
Eine alte Homepage hatte ich noch und die Idee für die Seite hatte Ben vom Creative Hotel Luise mit seiner luise.eco Seite. Eine gute Idee, wie ich finde. Meine Seite heißt übrigens Janbeck*s Ökoblog.

Und ja, auch ich „klaue“ Ideen, aber ich sage immer gerne dazu, woher die Idee kommt.
Das finde ich nur mehr als fair. Gehört ja auch zur Transparenz. Besonders dann, wenn man geschäftlich unterwegs ist.

Ich hab aber auch gelernt: Mit fremden Federn schmückt man sich nicht!

So schaffe ich die Transparenz, die ich brauche für diesen „Green Deal“.
…. und während ich dabei war, mit Harald, meinem Sparringpartner, dieses Kartenspiel auf den Weg zu bringen, bekam ich Post.

Eine mail von Norbert Lux von Green Brand ….“Herzlichen Glückwunsch, Sie sind für den Green Brand nominiert.“

Ob wir denn die Nominierung annehmen und den Zertifizierungsprozess durchlaufen und das EU-Siegel für ökologisch nachhaltige Marken gerne haben möchten.
Klar möchten wir, das hatte ich mir schon lange gewünscht.
Diese internationale Auszeichnung mit der wir unser Tun noch unterstreichen können.
Nur so einfach ist das nicht. Man kann es nicht einfach kaufen.
Man muss nominiert werden. Und das hatten unter anderem Medienvertreter… wer bekomme ich irgendwann noch raus.
Wenn man sich mal die Zahlen ansieht derer, die nominiert worden sind und derer, die dann ausgezeichnet sind, schien es gar nicht so einfach zu sein. Ich kam etwas ins Grübeln.
Na jedenfalls hab ich zugesagt, die angeforderten Fragebögen ausgefüllt, Dokumente beigebracht… und dann hieß es abwarten, was die hochkarätige Jury dazu sagt.
Was soll ich sagen: Sie haben JA gesagt!!!

Wir sind jetzt ein Green Brand.

Was für eine Ehre in guter Gesellschaft der großen nachhaltigen Marken zu sein.
Vor ein paar Tagen ist die Urkunde angekommen. Aus nachhaltigen Gründen ist es im Moment nicht zu vertreten, einen Besuch bzw. die Übergabe bei uns hoch im Norden zu organisieren.
Bis zur offiziellen Feier im November hatte ich aber keine Geduld zu warten, also hab ich mich entschieden, sie schicken zu lassen.
Nun hängt sie schon im Café und lässt sich dort bewundern.

Auf jeden Fall lauf ich täglich dran vorbei und freu mich drüber.

Eine schöne Anerkennung für unsere über 20 Jahre geleistete Arbeit für das Thema Nachhaltigkeit in unserem umweltfreundlichen Betrieb.​

Viele Grüße, Uta